Man hört und liest es überall: New Work. Es ist ein fester Bestandanteil unseres Arbeitsalltags geworden. Digitalisierung, Globalisierung, der demografische Wandel und auch die Pandemie sind die Ursachen für ein Umdenken in der Arbeitswelt. Doch was versteckt sich hinter diesem Konzept und (warum) ist es besser als Old Work?

Was ist New Work?

Unter dem Sammelbegriff fällt eine Arbeitsweise, die nicht nur zukunftsweisend für das Unternehmen ist, sondern auch sinnstiftend für den Arbeitnehmenden. Das Konzept New Work beinhaltet eine Arbeitsweise mit mehr Freiheiten und höherer Selbstbestimmung. Es soll die Selbstständigkeit fördern, denn Mitarbeitende wollen den Sinn hinter ihrer Arbeit erkennen.

New Work bezieht sich aber nicht nur auf den Einzelnen, sondern soll auch Führungsstile nachhaltig verbessern. Im Wandel zu „New Leadership“ wird der:die Vorgesetzte als Coach gesehen. Der autoritäre, über die Köpfe der anderen bestimmende Führungsstil steht im Gegensatz zur Selbstständigkeit der Mitarbeitenden und der Möglichkeit, sich einzubringen. Von der Führungsperson wird Unterstützung, Augenhöhe und Wertschätzung erwartet. Denn auch der Coach ist in diesem Konzept nicht allwissend und kann genauso von den Coachees lernen.

Das Konzept, dass Mitarbeitende jederzeit ersetzbar sind, ist in Zeiten des Mangels an kompetenten Fachkräften für ein Unternehmen nicht mehr tragbar . So geht es bei New Work im HR-Bereich vor allem darum, dass Talente gefördert und weiterentwickelt werden, um sie lange halten zu können. Je individueller Mitarbeitende gefördert werden, desto besser können sich die einzelnen Stärken weiterentwickeln. Das trägt auch zum Erfolg und zur Zielerreichung des Unternehmens bei.

Es muss auch gesagt werden, dass nicht jedes Unternehmen für das Prinzip New Work geschaffen ist. Die Flexibilität und Eigenverantwortung, die New Work mit sich bringt, fordert hohe Agilität und Eigenmotivation der Angestellten. Das liegt nicht jeder Person und passt auch nicht zu jeder Unternehmensstruktur.

Wie werben Firmen mit New Work?

Wer Jobinserate von vor einigen Jahren mit den aktuellen vergleicht, sieht schnell, dass es einen Wandel in der Arbeitswelt gibt. Das Homeoffice geht vor allem auf die Pandemie zurück- sie hat nicht viel Gutes gebracht, aber durch sie wurde das Remote Working zum Standard und nicht mehr zur Ausnahme. Hier noch ein paar weitere Arbeitskonditionen, die mit New Work zum Vorschein kamen:

  • Diverse Zeitmodelle: Gleitzeit, 4-Tage-Woche, „kurze“ Freitage (6-Stunden Arbeitszeit), Sabbaticals
  • Den Arbeitsraum betreffend: die Hardware (Laptop, Telefon) wird vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt, Remote oder in Co-Working-Spaces arbeiten, offene Büros mit Community Areas, öfters auch Desksharing
  • Die Organisation betreffend: Diversity steht an oberster Stelle, New Leadership, offene Kultur und Vertrauen, keine Ellbogenmentalität

Arbeitgeber, die mehrere Punkte davon bieten können, sind für Arbeitssuchende wesentlich attraktiver. Denn richtig umgesetzt kann das Konzept New Work eine Win-Win-Situation für beiden Seiten sein.

Hat New Work denn auch Nachteile?

Alleine im Homeoffice kann es schon mal schwer fallen, eine langweilige Aufgabe zu Ende zu bringen. Daher verlangen die neuen Arbeitsformen sehr gutes Zeitmanagement und Selbstdisziplin. Mitarbeitende können auch den sozialen, zwischenmenschlichen Anschluss verlieren, wenn sie täglich im Homeoffice sind. Das Gemeinsamkeitsgefühl geht im Homeoffice verloren. Dieses wird im Büro/Co-Working-Space automatisch bei z. B. einer Kaffeepause gefördert.

Unternehmen brauchen neue rechtliche Grundlinien sowie eine bessere IT, um die DSGVO einhalten zu können und den Schutz der vertraulichen Unternehmensdaten zu gewährleisten. 

Die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben können in einander übergehen („Work-Life-Blending“). Das kann zum Druck führen, ständig erreichbar sein zu müssen. Frei nach dem Motto: Ich erledige während der Arbeitszeit private Dinge, daher muss ich in meiner Freizeit auch meine Arbeitsmails checken. 

Die neuen Arbeitsformen und -wege erfordern Affinität zur Digitalisierung und zu neuen Techniken und Tools. Vor allem für die ältere Generation kann dies zu Unbehagen führen.

Zudem müssen Mitarbeitende jederzeit bereit sein, sich weiterzubilden. Auch diese Einstellung und Freude zur Weiterbildung wird nicht von jeder:m begrüßt.


New Work ist also kein Programm oder Prozess, sondern eine Frage der Haltung, der Kultur und Führung eines Unternehmens. Was hältst du von diesem Konzept? Wie wichtig ist dir New Work in deinem Arbeitsleben?

 


Gastautorin:
Marlene Pichler, HR Managerin mit einem fundierten Hintergrund in HR-Controlling und einer Leidenschaft für Wirtschaftspsychologie, arbeitet als Recruiterin und Business Partnerin.
Wenn sie nicht durch die Welt bummelt, hört Marlene in ihrer Freizeit gerne Educational Podcasts über die Themen Psychologie und Geschichte, ist beim Boxen oder verbringt Zeit am Sofa mit einer guten Tasse Tee und ihren beiden Katzen.