„Wie überwindest du deine Angst vor Sichtbarkeit?“ Diese Frage stellte Sabine Beck und lud im Rahmen ihrer Blogparade dazu ein, einen Beitrag zu diesem Thema zu schreiben. Mehr dazu hier.
Dies hat mich inspiriert, über meine eigenen Erfahrungen zur Überwindung meiner Angst vor Sichtbarkeit zu schreiben.
Vor ca. 7 Monaten habe ich meinen ersten Beitrag auf LinkedIn geteilt, und es war ein großer Schritt für mich. Dieser Beitrag handelte nicht nur von meiner Angst, sichtbar zu werden, sondern auch von meiner neuen Selbstständigkeit.
Mir war klar, dass eine Online-Präsenz als neue Selbstständige wichtig ist. Wie auch sonst soll die Welt von mir erfahren? Trotzdem hatte ich große Bedenken.
Die Herausforderung der Online-Sichtbarkeit
Vor meinem ersten Beitrag auf LinkedIn hatte ich bereits Freunden von meiner Angst sichtbar zu sein erzählt. Ich fürchtete mich vor negativer Kritik, davor als Selbstdarstellerin gesehen zu werden und auch davor, dass sich niemand für das interessiert, was ich zu sagen haben.
Meine Sorge galt auch ehemaligen Kollegen und Arbeitskontakten, was würden sie von mir denken? Schließlich habe ich einen vermeintlich sicheren und lukrativen Job aufgegeben, um mich in die Ungewissheit der Selbstständigkeit zu stürzen. Ist das nachvollziehbar oder würden sie mich für verrückt erklären?
Ich habe festgestellt, dass es mir leichter fällt, in Präsenz über das Thema zu sprechen oder Vorträge zu halten. In solchen Situationen weiß ich, dass die Zuhörer Interesse daran haben. Doch die Online-Sichtbarkeit unterscheidet sich davon. Hier wird man auch von Menschen gesehen, die keine direkten Kontakte sind oder das Thema nicht aktiv suchen.
Viele Monate drehte ich mich gedanklich im Kreis und dachte auch über alternative Wege nach, sichtbar zu werden. Tatsächlich passierte aber wenig in dieser Zeit.
Der Mut, den ersten Schritt zu wagen
Im März dieses Jahres besuchte ich das #meerwert Retreat (eine Auszeit zur Standortbestimmung mit Coaching-Impulsen) von Nicole Zätzsch und Hede Kimme. Den beiden ist es gelungen, eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen, in der alle TeilnehmerInnen sehr offen sprechen konnten.
In diesem geschützten Raum habe ich auch über meine Angst vor der Sichtbarkeit gesprochen. Mein Plan von der Coaching-Selbstständigkeit mit dem Ziel, Frauen auf Ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu unterstützen, erhielt erfreulicherweise viel positive Resonanz.
Die Sorge, als Selbstdarstellerin gesehen zu werden, wurde dadurch entkräftet, dass ich Wissensbeiträge teilen könnte, anstatt lediglich über meine Erfolge zu berichten. Auch das war eine logische Strategie, der ich folgen wollte.
Und nicht nur das, die Veranstalterinnen wie auch TeilnehmerInnen sagten ihre Unterstützung zu, sie würden meinen ersten Beitrag liken und kommentieren, um für Sichtbarkeit zu sorgen. Meine Angst, dass mein erster Beitrag ungesehen in der Versenkung verschwindet, hatte sich damit erledigt.
Der Zuspruch, den ich von der Gruppe erhielt, hat mir schließlich den Mut gegeben, mich der Sichtbarkeit im digitalen Raum zu stellen. Kurz nach dem Retreat wagte ich mein erstes Posting und damit den Schritt in die Online-Sichtbarkeit.
Ermutigung und positive Resonanz
Trotzdem war die Veröffentlichung meines ersten LinkedIn-Beitrages eine große Überwindung. Ich habe den Text sehr spontan und authentisch verfasst, danach mehrmals umgeschrieben, verbessert und wieder verworfen, bevor ich ihn schließlich in der Ursprungsversion gepostet habe. (Das Posting findest du übrigens hier.)
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 500 Kontakte in meinem Netzwerk, doch der Beitrag erhielt erstaunliche 8.700 Ansichten, 110 Likes, zahlreiche Kommentare und 40 neue Follower. Sogar eine Anfrage von einer späteren Klientin kam daraufhin zustande. Das hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen und mir Mut gegeben.
Auf welchem Weg sonst hätte ich mit überschaubarem Aufwand 8.700 Menschen erreichen können? Diese Erfahrung zeigte mir, dass die Online-Sichtbarkeit ein starkes Werkzeug sein kann, um auf sich aufmerksam zu machen und Chancen zu schaffen.
Die Angst vor Sichtbarkeit und entscheidende Fragen
Die Angst vor Sichtbarkeit begleitet mich aber teilweise bis heute. Was ist, wenn ich negative Kritik bekomme oder wenn sich niemand für das interessiert, was ich zu sagen habe? Diese Unsicherheit kann lähmend sein. Doch um diese Angst zu überwinden, stelle ich mir die folgenden entscheidenden Fragen gestellt:
Wann oder wobei hat sich meine Sichtbarkeit zum ersten Mal toll und echt angefühlt?
Das war der Moment, als ich während des Retreats von der Gruppe ermutigt wurde und als die ersten Reaktionen auf meinen Beitrag eintrafen. Es war, als ich spürte, dass es Menschen gibt, die an meiner Geschichte und meinen Erfahrungen interessiert sind. Diese Erfahrung gab mir Mut, weitere Beiträge auf LinkedIn und auch Instagram zu teilen.
Was ist mir besonders wichtig, damit ich gut und richtig gesehen werde?
Für mich ist Authentizität von größter Bedeutung. Ich habe gelernt, dass es nicht darum geht, perfekt zu sein, sondern meine wahre Stimme und meine Überzeugungen zu teilen. Ich möchte so gesehen werden, wie ich bin, und nicht in eine Rolle schlüpfen, die nicht zu mir passt. Deshalb schreibe ich meine Texte sehr oft spontan und natürlich ohne KI. Außerdem verfolge ich keinen strikten Plan, sondern lasse mich von aktuellen Erlebnissen oder anderen Personen inspirieren.
Was passiert, wenn die erhoffte positive Resonanz nicht eintritt?
Es kann viele Gründe haben, warum ein Beitrag nicht so ankommt, wie wir hoffen. Es ist aber tatsächlich nicht so schlimm. Vielleicht haben ihn die richtigen Menschen noch nicht gesehen? Dann ist es umso wichtiger, weiter aktiv zu bleiben. Der Algorithmus ist nicht immer unser Freund. Auch da hilft nur, dranzubleiben. Und zu guter Letzt ist auch daran zu denken: nicht jeder verteilt ein like oder postet, aber auch die stillen Mitleser können wertvoll sein!
Fazit
Die Angst vor Sichtbarkeit ist eine Herausforderung. Aber indem wir den ersten Schritt wagen, darüber sprechen, uns ermutigen lassen und vielleicht sogar eine Cheerleader Gruppe gründen, in der man sich wechselseitig unterstützt, können wir diese Angst überwinden. Die Online-Welt mag anders sein als das Real life, aber sie bietet auch eine einzigartige Gelegenheit, sich einem breiteren Publikum zu präsentieren und unsere Stimme und unser Fachwissen in die Welt zu tragen.
Ich hoffe, dass dieser Beitrag dazu beiträgt, anderen Mut zu machen. Die Blogparade von Sabine Beck ist eine großartige Gelegenheit, diese Botschaft weiterzugeben und sich mit anderen Bloggern zu vernetzen. Gemeinsam können wir mehr zu Veränderung beitragen.
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