Kann ich meiner Bank vertrauen? Diese Frage stellen sich viele Kundinnen und Kunden, die sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigen. Aufgrund der hohen Inflation und den niedrigen Sparzinsen ist es beinahe unabdinglich, sich mit dem Thema Investieren zu beschäftigen.

Wenn du am Anfang deiner Investmenttätigkeit stehst, stellst du dir vielleicht die Frage, ob du das Thema nicht besser jemandem anvertraust, der davon Ahnung hat, zum Beispiel deiner Bank.

Ist deine Bank aber die richtige Anlaufstelle?

Was ist der Zweck einer Bank?

Es ist in unseren Köpfen verbreitet, dass die Bank eine Institution für Geldthemen und Beratung zu Geldgeschäften ist, denn kaum jemand sonst beschäftigt sich den ganzen Tag lang mit Geld. Also ist es naheliegend, dass die Bank die erste Anlaufstelle ist.

Dazu blicken wir kurz auf die Definition einer Bank: Eine Bank ist ein Unternehmen, das entgeltlich Finanzdienstleistungen anbietet. Selbstverständlich handelt ein Unternehmern mit Gewinnerzielungsabsicht. Das heißt, die Bank muss an ihren Kunden Geld verdienen, um wirtschaftlich zu sein.

Welche Banken gibt es?

Es gibt zwei verschiedene Arten von Banken, Investmentbanken und Geschäftsbanken (auch Retail genannt). In unserem Sprachgebrauch ist meistens von klassischen Geschäftsbanken die Rede, die aufgrund ihrer zwar immer weniger werdenden, aber trotzdem noch zahlreichen Filialen bekannt sind.

Investmentbanken beraten Unternehmen in Geschäftsfeldern wie Corporate Finance und Mergers & Acquisitions bei IPOs, Unternehmenskäufen und Umstrukturierungen. Das Asset Management einer Investmentbank kümmert sich um große Anlageportfolios von Versicherungen, Investmentfonds oder anderen Unternehmen.

Es gibt auch Banken, die in beiden Bereichen tätig sind, diese nennt man Universalbanken, wie z. B. die Commerzbank oder Deutsche Bank.

Woran verdient die Bank?

Früher war es so, dass die Bank hauptsächlich an der Zinsmarge verdient hat. Die Bank arbeitet also mit dem Geld, dass die Kunden dort hinterlegen und vergibt es als Kredit mit höheren Zinsen an andere Kunden.

Heute verdient die Bank einen großen Teil der Umsätze an Kommissionsgeschäften, also mit Gebühren für Konten, Kreditkarten, Wechselgeld etc. und Provisionen für Produkte wie zum Beispiel Riesterverträge und Fondsausgaben.

Bei Privatkunden gibt es die Kategorie der Geringverdiener, die neben einem Giro- und Sparkonto keine Geldgeschäfte tätigen und daher auch keine Beratung benötigen. Diese Kunden werden von den weniger erfahrenen Bankberatern betreut. Die nächste Kategorie sind Privatkunden, die Immobilienfinanzierungen und auch Anlageprodukte benötigen. Die Königskategorie jedoch sind vermögende Privatkunden, die im Zuge des Private Banking bzw. Wealth Management betreut werden. Dies ist für die Banken sehr lukrativ, da hohe Summen bewegt werden und entsprechende Provisionen für Anlageprodukte abgerechnet werden können. Auch die Geschäftskunden sind wichtig für eine Bank, da dort höhere Summen bewegt und finanziert werden.

Welche Produkte empfiehlt mir meine Bank?

Wie oben dargelegt, ist das Privatkundengeschäft nicht das lukrativste Geschäftsfeld der Bank, deshalb arbeiten dort keine Finanzprofis, die den Investmentmarkt laufend analysieren. Die Mitarbeiter sind geschult in Verkaufsgesprächen, aber das Fachwissen geht meistens nicht über die eigene Produktpalette der Bank hinaus.

Mitarbeiter der Bank empfehlen meistens bankeigene Anlageprodukte. Damit verdient die Bank doppelt, einerseits über die An- und Verkaufsgebühren, andererseits über Gebühren für das laufende Management des Produkts. Oft werden auch private Rentenversicherungen von Kooperationspartnern empfohlen.

Auf die individuelle Situation wird meist nur oberflächlich eingegangen. Die Produkte sind oft sehr kompliziert und für jemanden mit wenig Erfahrung in diesem Bereich schwer zu verstehen, welche Chancen, Risiken oder Kosten in dem Produkt stecken und ob sich die Kaufempfehlung lohnt.

Das ist Taktik. So sollst du davon überzeugt werden, dass du die Bank bzw. das Produkt brauchst, denn alleine ohne Berater ist der Dschungel an Finanzprodukten nicht zu durchschauen.

Tatsächlich aber kannst du sehr einfach Geld anlegen, zum Beispiel in kostengünstige Indexfonds. Das wird allerdings in den wenigsten Fällen erwähnt, denn dabei verdient eine Bank kaum Gebühren. Wie du nun schlussfolgern kannst, geht es bei einer Bank nicht vorrangig um eine individuelle Beratung, sondern um den Verkauf.

Sind aktiv gemanagte Fonds sinnvoll?

Die eigenen Produkte der Bank sind meistens aktiv gemanagte Investmentfonds. Banken werben damit, dass bei aktiv gemanagten Investmentfonds der Fondsmanager hinter den Kulissen tätig ist und Aktien auswählt, die besser performen als der Vergleichsindex. Außerdem soll der Fondsmanager bei Kurseinbrüchen umschichten. Ein Fondsmanager ist jedoch kein Hellseher und reagiert im Normalfall auch nur auf bestimmte Ereignisse, nämlich dann, wenn das Ereignis bereits eingetreten ist und die Kurse gefallen sind. Für diese Betreuung zahlen Kunden hohe Gebühren in Form von Ausgabeaufschlägen und Verwaltungsausgaben. Diese Kosten schmälern 1:1 die Rendite und müssen erst wieder erwirtschaftet werden.

Viele langjährige Studien zeigen auch, dass der durchschnittliche Fondsmanager über einen langen Zeitraum schlechter abschneidet als ein breiter Index, also der Markt.

Ein 2020 veröffentlichter Test des Deutschen Kundeninstitutes (DKI) kam zum Ergebnis: Banken sind mehr Verkäufer als Berater. Banken würden nicht ausreichend auf die individuelle Situation der Kunden eingehen und trotz unterschiedlicher Risikoprofile und Anlageziele dieselben Produkte verkaufen. Auch die Kosten der verkauften Produkte sind hoch. Der durchschnittliche Ausgabeaufschlag lag bei 3,5 %, vereinzelt sogar bei 5 %. Die Gesamtkostenquote bei 1,6 % pro Jahr.


Mit diesen Überlegungen soll aufgezeigt werden, dass eine Bank viele Funktionen hat. Ob die Bank aber immer die beste Beratungsstelle für Geldanlagen ist, muss im Einzelfall entschieden werden.

Bevor man gar nichts tut, ist es möglicherweise besser, ein von der Bank empfohlenes Produkt zu kaufen. Dabei sollte man aber im Kopf haben, dass damit definitiv die Gewinne der Bank erhöht werden. Ob sich auch die eigenen Gewinne gut entwickeln werden, ist nicht garantiert.

 

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