Nach einer kurzen Phase etwas höherer Zinsen wurde im Juni der Sinkflug der Zinsen eingeleitet. Experten erwarten, dass der Leitzins im Jahr 2025 weiter sinken und bei 2,0 bis 2,5 % landen wird. Von den Zinssenkungen sind alle Sparer betroffen und viele fragen sich: Wohin mit dem Ersparten?

Das klassische Konzept, durch Sparzinsen ein Vermögen aufzubauen, funktioniert seit der Phase der anhaltend niedrigen Zinsen nicht mehr. Sparen sollte man deshalb nur kurzfristig benötigtes Geld, bei langfristiger Geldanlage ist es sinnvoll, über Investitionsmöglichkeiten auf dem Kapitalmarkt nachdenken.

Das Geld, das du jedoch als Notgroschen zur Seite legst oder das du für kurzfristige Ziele sparst, solltest du nicht auf dem Kapitalmarkt anlegen. Zu groß ist das Risiko von Schwankungen. Es gibt verschiedene sichere Optionen, um Geld zu parken – allerdings sind die Vor- und Nachteile jeder Sparform abzuwägen.

Eine Übersicht:

1. Das klassische Sparkonto
Ein Sparkonto ist wohl die bekannteste und am häufigsten genutzte Sparform in Österreich und Deutschland. Sparkonten werden meistens als Unterkonto zum Girokonto geführt. Dies hat den Vorteil, dass das Ersparte getrennt vom Alltagsgeld aufbewahrt wird. Eine Überweisung kann meist in Echtzeit durchgeführt werden. Dies erhöht allerdings auch die Gefahr, dass schnelle Rückbuchungen auf das Girokonto erfolgen.

    • Vorteile
      – Sicherheit: Sparguthaben bis 100.000 Euro sind pro Kunde und Institut durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Bei Gemeinschaftskonten gilt eine Grenze von 200.000 Euro, in bestimmten Lebenssituation zB bei einem Immoblienverkauf oder Auszahlung einer Lebensversicherung sind bis zu 500.000 Euro für einen Zeitraum von sechs Monaten geschützt.
      – Flexibler Zugriff: In der Regel kannst du jederzeit über dein Geld verfügen.
    • Nachteile:
      – Niedrige Zinsen: Mit den anhaltenden Zinssenkungen der EZB liegen die Zinsen für Sparkonten oft nahe null. Dadurch kann das gesparte Geld seine Kaufkraft verlieren, wenn die Inflation höher ist als die Zinsen.
      – Langsame Vermögensbildung: Aufgrund der niedrigen Verzinsung ist es für langfristige Vermögensbildung nicht zu empfehlen.

2. Tagesgeldkonto
Tagesgeldkonten sind Sparkonten bei Onlinebanken, die etwas höhere Zinsen bieten. Sie sind aber ebenfalls von den Zinssenkungen betroffen. Häufig bieten diese Banken Neukunden einen Bonus an. Zinshopping (das regelmäßige Wechseln des Anbieters) kann daher durchaus sinnvoll sein. Vergiss aber nicht, dein Konto nach dem Abzug des Geldes wieder zu kündigen.

    • Vorteile:
      – Flexible Verfügbarkeit: Du kannst jederzeit auf dein Geld zugreifen, es gibt keine Kündigungsfristen.
      – Etwas höhere Zinsen: Tagesgeldkonten bieten in der Regel höhere Zinsen als Sparkonten, auch wenn sie oft variabel und durch die EZB-Zinspolitik stark beeinträchtigt sind.
      – Sicher: Wie beim Sparkonto greift auch hier die Einlagensicherung bis 100.000 Euro.
    • Nachteile:
      – Variable Zinsen: Die Zinsen können jederzeit gesenkt werden, insbesondere in Zeiten, in denen die EZB die Leitzinsen weiter reduziert.
      – Inflationsverlust: Wie bei allen Geldmarktprodukten besteht die Gefahr, dass die Inflationsrate die Zinsen übersteigt, was die reale Kaufkraft deines Geldes senkt.

3. Festgeldkonto
Ein Festgeldkonto bietet dir die Möglichkeit, dein Geld für einen festen Zeitraum zu einem garantierten Zinssatz anzulegen. Wenn du unsicher bist, wie lange du dein Kapital binden möchtest, kannst du eine Zinstreppe in Betracht ziehen, also zB ein Drittel des Betrages für sechs Monate anlegen, ein Drittel für zwölf Monate und ein Drittel für zwei Jahre.

    • Vorteile:
      – Planungssicherheit: Du weißt von Anfang an, wie viel Zinsen du am Ende der Laufzeit erhalten wirst.
      – Höhere Zinsen: Festgeldkonten bieten oft höhere Zinsen als Sparkonten oder Tagesgeldkonten, weil du dein Geld für eine längere Zeit fest anlegst.
      – Sicherheit: Auch hier greift die Einlagensicherung bis 100.000 Euro.
    • Nachteile:
      – Geringe Flexibilität: Während der Laufzeit hast du keinen Zugriff auf dein Geld. Für Notfälle ist es daher nicht geeignet.
      – Zinsbindung: Da die Zinsen während der Laufzeit fest sind, verpasst du eventuell zukünftige Zinsanhebungen. Dies gilt in einem Umfeld steigender Leitzinsen. Bei sinkenden Leitzinsen ist die Bindung meist vorteilhaft.

4. Bausparvertrag
Der Bausparvertrag kombiniert Sparen mit der Möglichkeit, später ein zinsgünstiges Darlehen für Bau- oder Immobilienvorhaben zu erhalten. Als reine Sparform ist Bausparen heute nicht mehr empfehlenswert.

    • Vorteile:
      – Staatliche Förderung und Sicherheit: Bausparer können von staatlichen Zulagen profitieren (z.B. Wohnungsbauprämie, Arbeitnehmersparzulage oder Wohnriester in D bzw. staatliche Prämien in Ö), was die Rendite steigern kann. Bausparer sind auch durch die Einlagensicherung geschützt.
      – Zinsbindung: Die Darlehenszinsen sind fest, sodass hohe Planungssicherheit für dein zukünftiges Bauvorhaben besteht.
    • Nachteile:
      – Geringe Flexibilität: Bausparverträge haben lange Laufzeiten, eine Änderung des Betrages oder eine vorzeitige Entnahme ist häufig nicht möglich. In Deutschland muss das Ersparte auch für wohnwirtschaftliche Zwecke verwendet werden.
      – Niedrige Sparzinsen, hohe Gebühren: Die Zinsen in der Sparphase sind oft niedrig, und Abschlusskosten und Kontoführungsgebühren schmälern die Erträge weiter.

5. Strukturierte Produkte
Zertifikate, Genussscheine oder auch Sparbriefe mit Nachrangabrede sind Produkte, die Merkmale von Anleihen bzw. Aktien haben. Sie fallen daher nicht in die klassischen Einlagensicherung. Diese Produkte werden häufig von Filialbanken als klassische Sparform mit Renditechance angeboten, Vorsicht ist jedoch geboten.

    • Vorteile:
      – Möglicherweise höhere Renditen: Genussscheine oder Zertifikate können, abhängig vom Erfolg des Unternehmens bzw. des Basiswertes, eine attraktive Verzinsung bieten.
    • Nachteile:
      – Hohes Risiko: Da diese Produkte nicht durch die Einlagensicherung geschützt sind, besteht ein Ausfallrisiko.
      – Unflexibilität: Es gibt in der Regel feste Laufzeiten, und du kannst nicht jederzeit auf dein Kapital zugreifen.
      – Komplexität: Sie sind oft schwer zu verstehen und für konservative Sparer daher nicht geeignet.

6. Geldmarktfonds
Geldmarktfonds sind Investmentfonds, die in kurzfristige, sichere Geldmarktinstrumente wie Anleihen oder festverzinsliche Wertpapiere investieren. Sie bieten eine moderate Rendite bei geringem Risiko und gelten als eine Alternative zu klassischen Sparformen wie Tages- oder Festgeld. Für den Kauf von Geldmarktfonds benötigst du ein Depot. Ein wichtiger Punkt: Geldmarktfonds unterliegen nicht der Einlagensicherung. Sie sind rechtlich ein Sondervermögen, was bedeutet, dass sie im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt sind und nicht Teil der Insolvenzmasse sind. Das Fondsvermögen gehört den Anlegern und ist theoretisch ohne Obergrenze geschützt.

    • Vorteile:
      – Liquide Anlage: Geldmarktfonds sind zu Börsezeiten jederzeit handelbar, sodass du relativ kurzfristig auf dein Geld zugreifen kannst.
      – Relativ hohe Sicherheit: Geldmarktfonds investieren in der Regel nur in Papiere mit hoher Bonität und kurzen Laufzeiten, was das Risiko reduziert
      – Profitieren von steigenden Zinsen: Geldmarktfonds orientieren sich am aktuellen Marktzinsniveau und reagieren schneller bei steigenden Zinsen, während Banken sich eher Zeit lassen mit Zinsanhebungen
    • Nachteile:
      – Kosten: Depot- und Fondsgebühren können die erzielte Rendite schmälern, insbesondere in Zeiten niedriger Zinsen.
      – Kursverluste: Obwohl die Schwankungen in der Regel gering sind, können Geldmarktfonds Kursverluste erleiden, besonders in Krisenzeiten.
Wie findest du das passende Tages- oder Festgeldkonto?

Um ein Tages- oder Festgeldkonto zu finden, kannst du verschiedene Online-Vergleichsplattformen nutzen, die aktuelle Angebote von Banken übersichtlich gegenüberstellen. In Deutschland sind dies zum Beispiel Tagesgeldvergleich, Finanzfluss oder Handelsblatt, in Österreich Sparzinsen.at oder Durchblicker. Alle Plattformen bieten Filtermöglichkeiten, mit denen du gezielt nach verschiedenen Kriterien suchen kannst. Einige Plattformen wie zum Beispiel Weltsparen ermöglichen dir sogar den Zugang zu Sparkonten im europäischen Ausland, die oft höhere Zinsen bieten. Es ist jedoch ratsam, hier auf mögliche Steuer-, Währungs- und Ausfallrisiken zu achten.

Fazit: Welche Sparform passt zu dir?

Vom Girokonto oder dem Sparkonto ohne Zinsen solltest du dich verabschieden und stattdessen ein Tagesgeldkonto eröffnen. Wenn du länger auf dein Geld verzichten kannst, entscheide dich für Festgeld. Für Sparer, die möglichst hohe Zinsen bei geringem Risiko suchen, bieten derzeit Geldmarktfonds die attraktivsten Renditen. Allerdings kann Zinshopping bei Tagesgeld zu noch besseren Zinsen führen, wenn man Neukundenangebote nutzt und den Aufwand nicht scheut. Es spricht auch nichts dagegen, das Geld aufzuteilen und verschiedene Sparformen zu verwenden.

Die Wahl der richtigen Sparform hängt stark von deinen individuellen Zielen, deinem Zeithorizont und deiner Risikobereitschaft ab. Auch als Sparer solltest darauf achten, dass dein Geld zumindest teilweise vor der Inflation geschützt ist. Auf dem Girokonto ist dies nicht der Fall!

Für deine Rücklage für Notfälle (sog. Notgroschen) oder kurzfristige Sparziele sind Tagesgeldkonten sinnvoll, trotz ihrer geringen Rendite. Wer das Geld langfristiger entbehren kann, sollte Festgeld in Betracht ziehen. Und wer langfristig Vermögensaufbau betreiben möchte, sollte sich ein Depot zulegen, um in Wertpapiere zu investieren.

Worauf du bei der Eröffnung deines Tages- oder Festgeldkontos achten solltest, erfährst du übrigens in diesem Artikel: 13 Dinge, die du vor Eröffnung eines Tagesgeldkontos beachten solltest